Ist die Tastatur nur Arbeitsgerät, ein lebloses Stück Peripherie, das unsere Gedanken und Worte als SchreiberInnen oder Kommandos als SpielerInnen absetzt? Oder … ist da noch mehr?
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen – da ist noch VIEL mehr – zumindest für mich. 😉
TL/DR: weiter unten ist ein Vergleichs/Testvideo sowie ein Glossar rund um Tastaturen, in dem alle verwendeten Begriffe erklärt werden
Lange Zeit war ich als Bildschirmarbeiter und als Spieler (damals noch nicht Autor) sehr anspruchslos, was Peripherie betrifft. Tastatur war das, wo man reinbröselt, wenn man nebenbei isst. Und wenn sie hin war, hat man sich halt eine neue geholt.
Verständlich, wenn man nur diese Seite der Medaille kennt, die billigen Office Tastaturen, die reichen. Bitte nicht falsch verstehen – sie haben absolut ihre Daseinsberechtigung und reichen vollkommen. Aber so wie viele Handwerker nicht unbedingt im Diskonter ihr Werkzeug kaufen, kann man auch bei der Peripherie einen Blick über den Tellerrand wagen und dann abwägen, ob man den Aufschlag zu zahlen gewillt ist.
Meine Ansprüche als Autor
Da ich doch relativ viel schreibe, möchte ich haptisch ein gutes Schreiberlebnis haben. Dabei bevorzuge ich mechanische Tastaturen mit taktilem Feedback, da ich bei diesen im wahrsten Sinne des Wortes fühlen kann, wie ich die Worte schreibe und ich welcher Reihenfolge ich die Buchstaben drücke. Das minimiert einerseits meine Rechtschreibfehler, andererseits mag ich das Klackern der Tasten im Hintergrund, durch das ich ein richtiges „Schreibmaschinen-Feeling“ bekomme und umso mehr in Schreiben hineinkippe.
Meine Ansprüche als Spieler:
Was beim Schreiben angenehm ist, stört mich beim Spielen. Zu viel Klappern stört die Immersion des Spieles. Zu laut soll die Tastatur ohnehin nicht sein, da sonst Nebengeräusche in den Gruppenchat kommen können. Man stelle sich vor man hört das Klicken aller Spieler (bei mir meistens 3-4) Im Channel, das wäre heftig. Manche Soundkarten und Soundtreiber bieten jedoch Möglichkeiten, diese Geräusche zu filtern.
Zusätzlich bevorzuge ich beim Spielen weniger „Totgang“, sprich weg, bis der Switch auslöst. Ein taktiles Feedback brauche ich hier ebenfalls nicht, sondern mag es lieber linear.
Man erkennt bereits auf den ersten Blick, dass sich diese Ansprüche genau gegenüber stehen. Die Lösung ist, entweder einen Kompromiss zu treffen, oder zwei Tastaturen zu haben, die man ständig umsteckt. Letzteres ist mir etwas zu mühselig, zumal ich die Schreib-Tastatur immer wieder mal am Laptop anstecke, wenn ich im Obergeschoß schreibe. Mein Arbeitszimmer ist aber im Keller, wo ich auf einem Stand-PC und zwei Bildschirmen arbeite. (für rechercheintensive Texte sehr empfehlenswert!)
Für mich wäre es immer toll gewesen, alles in einem zu haben. Und dann bin ich in den Unweiten des Internets darüber gestolpert: Die QPAD MK 95*, eine optische Tastatur, die sowohl taktile als auch lineare Erfahrung bietet, indem man mit einem großen mechanischen Schalter zwischen beiden Modi umschalten kann. Googeln brachte nur eine Hand voll Reviews, die aber alle positiv waren. Naja und da hab ich zugeschlagen. 😉
Und die Erfahrung möchte ich nun mit Euch teilen.
Video Review / Test QPAD MK 95 Pro
Die Tastaturen im Test sind: QPAD MK 95, Logitech G910 Orion Spark, Logitech G710 und Razer Arctosa. Damit umfasst der Test klassische Rubberdome Tastaturen, sowie mechanische und optische.
In einem Video stelle ich die Tastatur vor und vergleiche sie mit anderen Tastaturen in Schreib- und Spiellautstärke.
Fazit
Bis jetzt bin ich mit meinem Kauf sehr zufrieden – sowohl das Schreiben, als auch das Spielen geht sehr gut von der Hand. Der Treiber bietet im direkten Vergleich mit den Logitech Tastaturen weniger Möglichkeiten, jedoch habe ich diesen bisher auch wenig genutzt und lasse mittlerweile Shortcuts (die ich mir auf der Tastatur nie gemerkt habe) über ein El Gato Stream Deck* laufen.
Ob eine Tastatur das Geld wert ist, muss man für sich selbst entscheiden. Da bei mir als Technik Nerd bei diesen Features das Herz aufgeht, bereue ich nichts. 🙂
Ein kurzes Glossar der Tastaturen
Rubberdome Tastaturen: die „Standard-Tastaturen“. Unter den Tasten ist eine Matte aus Gummi- oder Silikonpolstern, die den Druck der Taste registrieren und diese wieder zurück in die Höhe drücken. Mit der Zeit verbrauchen sich diese und leiern aus, weshalb dann Tasten unterschiedlich reagieren können und das Schreibgefühl ungenau wird. Die breite Masse im unteren Preissegment ist unbeleuchtet.
Die Lebenserwartung liegt bei etwa fünf Millionen Anschlägen.
Mechanische Tastaturen: Eine Feder unter den Tasten drückt die Taste wieder nach oben. Durch den Aufbau der Schalter („Switches“) lässt sich der Druckpunkt genauer definieren und auch individualisieren, z.B. durch Tastenweg (wie tief man die Taste hineindrücken muss) und auch die Kraft, die dafür aufgewendet werden muss. Zusätzlich sind die Tasten oft mit einer „Nase“ versehen, einem kleinen Kunststoffstück, das beim drücken ein hör- und spürbares Klicken auslöst. Mechanische Tastaturen gibt es von günstigen Kunststoffmodellen bis hin zu aus Aluminium gefrästen Premiummodellen. Die meisten Modelle haben eine Beleuchtung mit verschiedenen Optionen als Standard.
Die Lebenserwartung der Switches liegt bei 50-70 Millionen Anschlägen.
Optische Tastaturen: Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der mechanischen Tastaturen, bei denen nicht über einen metallischen Kontakt das Signal ausgelöst wird, sondern durch einen Infrarotstrahl. Dadurch wird die Tastatur zusätzlich unempfindlicher gegen Staub und Spritzwasser.
Die Lebenserwartung der Switches liegt bei ca. 100 Millionen Anschlägen.
Weitere Begriffe rund um Tastaturen:
Switches: Die Schalter unter der Tastenkappe, die das Signal auslösen
Lineare Switches: Switches lösen beim Hinunterdrüken aus
Taktile Switches: Switches lösen mit einem fühl- und hörbaren Klicken aus.
Roll Over: Gibt an, wie viele Tasten gleichzeitig gedrückt und verarbeitet werden können. Ganz billige Tastaturen haben kein Roll Over, Standards sind aber 3 bzw. 6 Key Roll Over. Dezidierte Gaming Tastaturen geben auch N-Key Roll Over an, d.h. beliebig viele Tasten können gedrückt werden. Das ist hauptsächlich für Spieler interessant. Beispiel: Bei Steuerung mit WASD Block würde auf einer 1-Key Tastatur bei Drücken von W+A a die Figur nur nach links oder vorne Laufen, da eben nur eine Taste (die erste) erkannt wird. Beim Schreiben können so Buchstaben „verschluckt“ werden.
Ghosting: drückt man benachbarte Tasten gleichzeitig, führt das (in Abhängikeit der Bauart der Tastatur z.B. Spalten Zeilen Matrix) zu Problemen, d.h. manche Tasten reagieren nicht mehr oder nicht richtig. Ob die eigene Tastatur unter Ghosting leidet kann man leicht testen: W+A drücken und draufbleiben, dann Q dazu drücken. Wird das Q nicht erkannt gibt es Ghosting (Q ist quasi ein Ghost). Für den Test muss man nicht spielen, das klappt auch in einem Texteditor.
* mit „*“ gekennzeichnete Links bzw. Amazon-Links sind Werbe/Affiliatelinks. Beim Kauf über diesen Link bekomme ich eine kleine Provision, der Preis bleibt für Dich jedoch unverändert.